Samstagabend, 23 Uhr, 2 Grad Außentemperatur, eure Lieblingsbar: Ihr macht euch gerade einen gemütlichen Abend mit euren Mädels, da spaziert eine weitere Gruppe an jungen Frauen durch die Tür. Hohe Schuhe, kurze Kleider und ein Make-Up für das sie vermutlich einen professionellen Maskenbildner beauftragt hatten. Was ist die normale Reaktion darauf? Die anderen Frauen in der Bar verziehen skeptisch das Gesicht, die Männer können sich die Köpfe nicht genug verdrehen. Wenn die Männer Glück haben, wird eine von ihnen heute den Abend mit ihnen verbringen und als nettes Accessoire dienen. Versteht mich nicht falsch, ich will niemanden schlecht reden. Dennoch dient das sogenannte „Schaulaufen“ doch zu keinem anderen Zweck. Hier will keine zeigen wie intelligent und kultiviert sie doch ist. Hier geht es nur darum zu zeigen wie hübsch man ist (oder sein kann, nachdem man drei Stunden im Badezimmer verbracht hat). In einer Weise kann ich diesen Frauen allerdings nicht widersprechen: Es funktioniert. Die Freunde des glücklichen Auserwählten werden neidisch, die ganze Aufmerksamkeit liegt auf der Frau, die an diesem Abend vermutlich kein einziges Mal ihren Geldbeutel aus der Tasche holen muss (wenn sie denn überhaupt einen dabei hat). Am nächsten Tag wird sich allerdings niemand mehr daran erinnern WER sie war. Vielleicht fällt einigen ihrer „neuen Freunde“ noch ihr Name ein. Niemand wird aber noch wissen, ob sie studiert hat, wo sie arbeitet und … Moment … war sie überhaupt schon volljährig? Woran sich aber jeder erinnern wird, ist WAS sie war. Ein super Aushängeschild. Etwas, womit man seine Freunde eifersüchtig machen und anderen Frauen zeigen konnte welch ein Hengst man doch ist, dass man SO eine tolle Frau an seiner Seite hatte.
Ich persönlich halte nichts vom „Schaulaufen“. Natürlich ziehe auch ich mir etwas Schönes an, wenn ich mit meinen Mädels unterwegs bin, aber das machen wir für uns und nicht für die männlichen Gäste. Grundsätzlich ist es uns auch egal, ob jemand bemerkt, dass wir uns nach der Arbeit noch einmal umgezogen haben oder nicht.
Aller Anfang ist schwer
Trotzdem kommt uns das Prinzip sehr entgegen. Als Bloggerin der ersten Stunde (2011 startete ich meinen ersten Blog) weiß ich, wie schwer es ist im Gedächtnis der Leute zu bleiben. Es kommen immer mehr Neu-Blogger nach und der Pool wirkt inzwischen einfach überfüllt. Das ist er auch. Dennoch ist es nicht unmöglich entdeckt und geschätzt zu werden für das was man tut. Zu Beginn meiner Zeit als Hobby-Bloggerin 2011 habe ich nie darüber gesprochen was ich in meiner Freizeit noch mache. Durch Zufall fanden Freunde und Bekannte meinen Blog und ich kann euch versichern, dass es nicht nur positive Meinungen dazu gab. Natürlich muss man dazu sagen, dass zu der Zeit noch niemand so recht wusste wozu Blogger überhaupt gut sind. Aus dieser Reaktion heraus zieht man sich als 16-jähriges Mädchen dann doch eher zurück und behält sein Hobby besser für sich. Keine Lust auf Rechtfertigung oder gar Spott.
„Tell Everyone“
Mit 23 Jahren, 7 Jahren zusätzlicher Lebenserfahrung und einem klaren Ziel vor Augen sehe ich das nun komplett anders und alle Karrierefrauen unter euch sollten das ebenfalls so sehen. Wieder einmal kam es so, dass mir durch eine Serie die Augen geöffnet wurden. Vor ein paar Monaten war es endlich soweit und die Serie „Girlboss“, nach dem gleichnamigen Buch, erschien. In einer ungehörigen Geschwindigkeit schaute ich sie von Anfang bis Ende durch. Es war eine der letzten Folgen, die mir die in einer Hinsicht die Augen öffnete. Sophia plant den großen Launch ihres eigenen Onlineshops und bespricht mit ihrer Geschäftspartnerin Annie welche Schritte sie vor dem großen Launch beachten müssen. Der finale Schritt davon war: „Es allen erzählen“.
Mir ist dieser Schritt deshalb so wichtig weil unglaublich viele Blogger oder andere Karrierefrauen diesen Schritt nicht ernst genug nehmen. Es gibt so viele von ihnen, die unglaublich viel Arbeit und Liebe in ihren Blog oder ihr Unternehmen stecken und es mag trotzdem nicht so richtig klappen. Es gibt zu wenige Leser und/oder zu wenige Kunden. Dabei kann es manchmal ganz einfach sein. Wir müssen einfach anfangen darüber zu sprechen.
Eigenwerbung ist keine Arroganz
Es gab auch in der Schulzeit schon immer dieses eine Mädchen, das nicht aufhören konnte über sich zu sprechen. Sie war die Jahrgangsbeste und zeigte das auch. Damals galt Schule als „nicht cool“ (wie dumm wir doch waren) und jeder beäugte die selbstbewusste Jahrgangsbeste nur misstrauisch und redete vielleicht noch hinter ihrem Rücken über sie. Das ist aber genau der Punkt: Man redete über sie. Jeder kannte sie. Schlussendlich war sie nicht arrogant, sondern einfach selbstbewusst und zeigte was sie konnte. Und genau das ist es, was wir mit unseren Blogs und mit unseren Unternehmen auch tun müssen.
Inzwischen sind wir nicht mehr in der Schule. Karriere zu machen kann wohl kaum als „uncool“ abgestempelt werden. Im Gegenteil, die Leute freut es Erfolgsgeschichten zu hören, oder gar live dabei sein zu können wenn eine neue entsteht. Und wer weiß, vielleicht hat der Gesprächspartner ja auch etwas spannendes zu erzählen? Vielleicht ergibt sich sogar eine Zusammenarbeit?
Also ab nach draußen und macht Werbung für euch bei jedem den ihr bereits kennt oder neu kennenlernt. Denn auch diese Leute kennen wieder jemanden, der jemanden kennt – ihr wisst ja wie das Spiel funktioniert und ihr solltet am besten sofort damit anfangen es mitzuspielen.
Du hast vollkommen recht wiedermal ❤