Ich weiß, wir sind alle top motivierte, ehrgeizige und perfektionistische Karrierefrauen. Unfehlbar habe ich noch vergessen, mein Fehler. Mein Fehler? Also scheinbar doch nicht „unfehlbar“. Am besten ich setze mich gleich in die imaginäre Ecke und schäme mich.
Tue ich natürlich nicht. Ich kenne aber genug junge Frauen, die sich in einer ähnlichen beruflichen Situation befinden, die das tun würden. Erfolg zeichnet sich für viele immer noch dadurch aus keine Fehler zu machen, jede Kleinigkeit zu wissen und immer termingerecht zu erledigen. Nicht umsonst heißt es aber „aus seinen Fehlern lernt man“. Fehler sind wichtig, um sich weiterzuentwickeln und kontinuierlich zu verbessern. Der Mensch ist kein „fertiges Produkt“, er verändert sich ständig, wenn auch nur ein bisschen. Genauso ist auch der Mitarbeiter, oder der Chef kein „fertiges Produkt“. Deshalb eines gleich vorweg, das ihr in eurem Gedächtnis verankern solltet: Fehler sind etwas Positives!
„Man lernt nie aus“. Das sagten mir schon meine Eltern und Großeltern als ich begonnen habe zur Schule zu gehen und so ist es tatsächlich. Ich finde es total spannend mein Wissen ständig zu erweitern, vor allem jetzt, wo ich selbst entscheiden kann was mich interessiert und was nicht (das Schulsystem lässt grüßen).
Wenn wir merken, dass wir einen Fehler gemacht haben, ist die normale Reaktion darauf, dass wir herausfinden möchten warum. Woher kommt der Fehler, warum ist er nicht vermieden worden und wie können wir ihn zukünftig verhindern? Das ist manchmal ein kurzer, manchmal aber auch ein langwieriger Prozess. Egal wie, am Ende sind wir in jedem Fall ein Stück schlauer. „Wieder was gelernt!“
Versucht mal einen Bowling-Abend mit mir zu planen. Oder generell einen Spieleabend. Oder versucht mich dazu zu überreden euer neues Spiel auf dem Handy auszuprobieren. Es wird nicht funktionieren. Ich spiele nicht. Oder besser gesagt selten. Warum nicht? Weil ich nicht verlieren kann.
Würde mich bei einem potenziellen Vorstellungsgespräch mein Gegenüber nach meinen Schwächen befragen, würde ich genau das sagen. Nicht, weil ich das als Pseudo-Schwäche angeben möchte („Ach, ich bin einfach so ehrgeizig, ich KANN und WILL einfach nicht verlieren.“), sondern vielmehr weil ich das wirklich als Schwäche sehe. Wer einmal mit mir Autogefahren ist, wird wissen, dass ich in bestimmten Situationen leicht reizbar bin (Ich entschuldige mich hiermit bei allen, die jemals als mein Beifahrer fungieren mussten.). So auch beim Spielen. Schlagt mich mal bei „Mensch ärgere dich“. Da mache ich dem Namen des Spiels alle Ehre.
Ich bin sicher einige von euch erkennen sich darin ebenfalls wieder. Gerade für Leute wie uns ist es wichtig, auch einmal Fehler zu machen und festzustellen, dass es gar nicht so schlimm ist. Fehler zu machen fühlt sich im ersten Moment wie verlieren an. Wenn wir aber feststellen was sich aus diesen Fehlern entwickeln kann, finden wir es gar nicht mehr so schlimm. Und schon haben wir wieder etwas dazugelernt. Wir, und das kleine Mädchen, das trotzig das Spielfeld inklusive Steinchen durch das Wohnzimmer wirft.
„Neue Möglichkeiten“, „Neue Herausforderungen“ – Das klingt immer gleich nach einer Kündigung, wenn man es so sagt. So meine ich das jedoch nicht.
Ich bin mir sicher, die meisten unter euch haben ihr Ziel klar vor Augen. Ein Ziel inklusive einiger Meilensteine. Wenn einer davon aus irgendwelchen Gründen nicht erreicht wird, kann das durchaus demotivierend wirken. Wir zweifeln an den folgenden Meilensteinen, oder sogar am großen Ziel. Das sollte so aber nicht sein. Anstatt lange den durch den Fehler verloren gegangenen Chancen hinterher zu trauern, sollten wir lieber überlegen welche neuen Möglichkeiten sich daraus jetzt ergeben. Wir sind durch unseren Fehler schließlich schon schlauer und reifer geworden – warum sollten sich dann nicht auch neue Türen öffnen?
Denn ihr wisst ja – „Alles was passiert hat einen Grund.“
Ich kenne das selbst nur zu gut – wenn ich schon einen Fehler mache, dann soll ihn bitte niemand anderes mitbekommen. Heimlich still und leise zu „scheitern“ (ich mag das Wort eigentlich nicht – es klingt so furchtbar negativ) ist doch immer noch besser als in aller Öffentlichkeit. Oder?
Nein. Na schön, vielleicht auf den ersten Blick schon. Aber ist es nicht so, dass wir auch aus den Fehlern der anderen lernen? Es beginnt schon sehr früh. Mit den Eltern zum Beispiel. Schon als Kinder bekommen wir mit, wie unsere Eltern, oder unsere Freundinnen Fehler machen. Am Ende gehen nicht nur diese schlauer aus der Situation raus, sondern wir auch.
Genauso ist es auch, wenn wir in der anderen Position sind. Unsere Freunde, Kollegen, oder andere Personen aus unserem Umfeld lernen die gleiche Lektion wie wir. Und das wollt ihr ihnen doch nicht vorenthalten, oder?!
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